Aktuelles vom Kinderhilfswerk H.E.L.G.O. e.V. – Rundbrief Dezember
Liebe Mitglieder und Freunde von H.E.L.G.O. e.V.!
Ein schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu. Die bedrohliche Situation, die im März infolge von Covid-19 plötzlich entstand, stellte besonders die armen Menschen in Kalkutta vor enorme Probleme. Alle Väter und Mütter unserer Projektkinder hatten von einem Tag auf den anderen ihre Arbeitsplätze verloren. Den Familien drohte Hunger. Ihre Versorgung mit Lebensmitteln war unter den Bedingungen eines absolut
strikten Lockdowns zunächst eine sehr große Herausforderung, die im Laufe der Zeit zum Glück immer besser organisiert werden konnte.
Zu allem Unglück verursachte Ende Mai dermassive Wirbelsturm „Amphan“ mit Orkanböen von bis zu 190 km/h und katastrophalen Überschwemmungen massive Schäden. Viele Familien verloren in wenigen Stunden mehr oder weniger ihr Zuhause. Auch hier war sofortige Hilfe vonnöten.
All dieser Probleme haben sich unsere Mitarbeiter, unterstützt von engagierten älteren Projektkindern, mit bewundernswertem Einsatz angenommen und enorme Hilfen geleistet. Die Hütten wurden ausgebessert bzw. mit Bambusstangen und Plastikplanen neu errichtet.
Nachdem sich das tägliche Leben in Kalkutta ab Mitte August langsam mehr und mehr normalisiert hatte, konnten viele Väter und Mütter wieder Arbeit finden, wenn auch oft noch nicht im vorherigen Umfang. So konnte die Unterstützung der Familien mit Lebensmitteln schrittweise abgebaut werden. Es gibt in unserem Projekt aber a u c h F a m i l i e n , i n d e n e n k e i n e arbeitsfähigen Erwachsenen leben. Früher mussten dann die Kinder für den notwendigen Unterhalt sorgen, heute kümmern wir uns darum und die Kinder bleiben Schüler. Da unsere Sozialarbeiter seit Ende des Lockdowns wieder von Haus zu Haus gehen können, gelingt erneut eine individuell angepasste Hilfe.
Einer unserer indischen Mitarbeiter hat in den letzten Monaten mit seinem Handy Fotos und kurze Videos aufgenommen. Er hat kürzlich eine Auswahl von diesen in einem acht-minütigen Video zusammengestellt. Ohne jeden Anspruch auf Professionalität liefert dieses Video doch einige sehr gute Eindrücke zu den Ereignissen in den letzten neun Monaten. Sie können es sich im Internet über den folgenden Link ansehen:
https://www.helgo-india.com/de/rueckblickauf-ein-turbulentes-jahr-indien
Nachdem sich das tägliche Leben auf den Straßen inzwischen wieder nahezu normalisiert hat, bleiben weiterhin alle Bildungseinrichtungen geschlossen: alle Schulen, Berufsausbildungsstätten, Colleges und Universitäten. Eine Katastrophe für die Zukunft einer ganzen Generation. Wir können nur hoffen, dass wir unsere Schule im neuen Jahr bald wieder öffnen dürfen, sicher ist das aber nicht.
Die meisten Eltern unserer Kinder haben unverschuldet nie eine Schule besuchen können. Vieles, was heute mit dem Schulbesuch ihrer Kinder zusammenhängt, verstehen sie nicht so richtig, und somit fehlt vielfach die nötige Unterstützung der Kinder im Schulalltag. Es ist zu befürchten, dass es vielen Kindern nach der Wiedereröffnung der Schule schwer fallen wird, sich nach langen Monaten „Ferien“ an einen regelmäßigen Schulbesuch zu gewöhnen. Bis dahin sind unsere Lehrer damit beschäftigt, den Kindern, so gut es geht, regelmäßig Aufgaben zu geben, die natürlich im Wesentlichen nur Wiederholungen des schon erlernten Wissens sein können. Für Schüler aus den höheren Klassen konnte
teilweise ein privater Nachhilfeunterricht organisiert werden.
Im März mussten unsere beiden phantastischen Volontäre Wanja und Jonte empört und tief traurig Kalkutta verlassen. Sie wollten unbedingt bei den Kindern bleiben. Aber: Corona !
Weder Sebastian Leidig noch ich konnten im Herbst, wie sonst üblich, nach Indien reisen. Als Ersatz stehen wir mit der indischen Leitung unseres Projektes über das Internet in regelmäßigem Kontakt. Diese Mitarbeiter leisten wirklich Bemerkenswertes, und wir können gar nicht dankbar genug sein, dass diese großartigen Menschen das Projekt so wunderbar und effizient leiten.
Auch 2021 werden wir wieder neue Schüler in unsere Schule aufnehmen. Die Zahl der Kinder steigt von Jahr zu Jahr, und so benötigen wir immer mehr Platz. Schon jetzt ist es ziemlich eng. Da ist es hocherfreulich, dass der auf einem nahegelegenen Grundstück Anfang dieses Jahres begonnene Neubau eines Hauses, der wegen Corona im März unterbrochen werden musste, im Sommer wieder aufgenommen werden konnte. Die ersten drei Etagen sollen im Frühjahr bezugsfertig sein. Zwei weitere Etagen (oder drei?) sind noch geplant.
Dieses Haus wird unserer Arbeit sehr helfen. Größere und hellere Schulräume, aber auch z. B. Unterkünfte für die Volontäre werden
hier ihren Platz finden.
Sollte es uns gelingen, nach Fertigstellung des Gebäudes die Genehmigung für die Neueröffnung eines Hostels von der zuständigen
indischen Behörde zu erlangen, was nicht einfach sein wird, würde für uns ein Traum in Erfüllung gehen. In einigen Familien ist die Not durch elende Armut, Alkoholismus und Gewalt so groß, dass es schmerzt, kleine Kinder dort mehr oder weniger schutzlos zu wissen. In einem
nahegelegenen Hostel lebend, könnten sie weiterhin regelmäßigen Kontakt zu ihren Eltern haben, würden aber in einer geschützten Umgebung leben und satt und sicher schlafen.
Die regelmäßigen Anfragen an uns, wann wir denn endlich wieder nach Indien kommen, können heute noch nicht beantwortet werden. Ich wünsche es mir für den Februar. In diesem Jahr haben wir eine große Hilfsbereitschaft erfahren. Das hat geholfen, Hunger zu lindern und weitere wichtige Hilfen in einer Sondersituation leisten zu können, wofür wir uns bei Ihnen sehr herzlich bedanken.
Bitte bewahren Sie unsere Kinder in Ihrem Herzen und begleiten Sie diese weiter mit Ihren guten Gedanken. Dann werden wir alle zusammen in einem Jahr zufrieden und mit dankbarer Freude auf die dann vergangenen 12 Monate zurückschauen.
Der Vorstand wünscht Ihnen ein frohes Weihnachten und ein gesundes und gutes neues Jahr.
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